Warum liebe ich ausgerechnet dieses Dorf so sehr? Weil es Charme hat. Es ist charmant auf ganz einfache ibizenkische Art, und es ist charmant, weil wir Nordeuropäer, die wir es als unseren Heimatort ausgesucht haben, uns seiner Art zu leben angepasst haben anstatt ihm unseren Lebensstil aufzuzwingen.
Hinter der Kirche findet man versteckt in einem winzigen Alkoven das Restaurant 'Can Manyanet' mit typisch ibizenkischer Küche, zum Beispiel wie Sofrit Pages, ein Eintopf mit Lamm, Huhn, Kartoffeln und Safran - und das für ganz wenig Geld, während man beim Essen in den blühenden Garten blickt.
Auf der anderen Seite der Hauptstraße serviert das Restaurant 'El Destino' eine Riesenauswahl an Tapas, nicht nur die typisch spanischen 'kleinen Tellerchen', sondern auch viele eigene Kreationen, z. B. vegetarische oder asiatisch angehauchte - und das in gemütlicher ibizenkischer Atmosphäre.
In der Bar 'Bernat Vinya' (deren Tische gegenüber unter schattigen Bäumen stehen) spielen alte Männer Karten und diskutieren über das letzte Hunderennen der ibizenkischen Podencos, deren Bilder an den Wänden hängen.
Gut unterhalten werden Sie auch im kühlen Sommergarten des 'Es Reco Verd'. Hören Sie Jazz oder Blues und lauschen Sie dem Stimmengewirr von Gesprächen verschiedener Sprachen und Dialekte. Trinken Sie etwas Berauschendes und lassen Sie sich berauschen von der Atmosphäre und den Millionen Sternen, die am Nachthimmel blinken. Blicken Sie auf die vielen Lichter, die von den Villen in den Hügeln leuchten. Oder gehen Sie zum Open-Air-Kino, das jeden Sommer veranstaltet wird, und lachen Sie über Dick und Doof oder andere Filme, die die Nationen miteinander verbinden. Und im Winter hört der Spaß nicht auf, nur weil die Touristen nicht mehr kommen. Die Gartenbar wandert in den kleinen benachbarten Keramik- und Souvenirladen (die Töpfereien und die Souvenirs werden einfach woanders hingebracht) und die Kohlebecken wärmen in kühlen Dezembernächten den Garten, wenn einheimische Künstler dort auftreten.
Und warum liebt meine Frau San José? Weil es Geschäfte gibt. Von der Strandmatte über handgearbeitete Korbwaren bis hin zur Designer-Badausstattung, von traditioneller Töpferei über Antiquitäten bis hin zu Holzspielzeug, von einheimischem Brot bis zu Naturprodukten direkt vom Bauernhof! Und jedes Geschäft liegt in der Nähe einer 'Wasserstelle' für den durstigen Ehemann... So liebe selbst ich das Einkaufen in San José.
Es ist klein, aber perfekt. Da ist nichts Spektakuläres an San José außer den Ausblicken nach drei Seiten über die Insel hinweg, aber alles passt genau an diesen Ort. Der Stopp bei Inselrundfahrten dauert selten länger als eine Stunde, ein schneller Blick in die Kirche, die 1731 erbaut wurde, dann zurück über die Hauptstraße, schnell, schnell, hier ist eine Gallerie, hier ein Keramikladen und das ist ein Granatapfelbaum (Wissen Sie, wir essen die...). Und rein in den Bus und weiter zum nächsten Halt. Ein Blinzeln und schon sind sie wieder weg.
Nehmen Sie sich Zeit und entdecken Sie die Schönheit einer langsameren Gangart. Entdecken Sie Geschäfte, die zu Bars werden, und Bars, die auch Galerien oder Geschäfte sind.
Vertrödeln Sie Zeit im Fashion Café mit einem frischen Fruchtsaft und einer Zeitung und probieren Sie günstig Mode deutscher Designer.
Beobachten Sie die Schüler der alten ibizenkischen Handwerksschule, wie diese im Schatten eines Olivenbaumes Steine für die typischen Steinmauern bearbeiten, in derselben Art und Weise, wie dieses schon seit tausend Jahren getan wird. Verweilen Sie auf einer Bank unter Palmen und lassen Sie einfach diese kleine Welt an sich vorbeiziehen.
Falls es irgendetwas in San José zu tun gibt, so tut man dies sicherlich langsam - und man hält immer eine Siesta! Besuchen Sie es oder besser noch, bleiben Sie in San José, es ist eine gute Basis für einen Urlaub.
Ein ganz persönlicher Bericht von Stephen White.