Erinnert ihr euch, was eure Eltern immer gesagt haben? Es ist wichtig, immer wieder neue Dinge auszuprobieren.
Nur weil einem etwas als Kind nicht geschmeckt hat, heißt das nicht, man es als Erwachsener nicht mögen kann. Unsere Geschmacksknospen reifen mit zunehmendem Alter. Mit zunehmendem Alter wird wohl auch unser Musikgeschmack feiner.
Überredet durch die zunehmende Zahl an Promi-Cameos, die immer wieder in meinem Social-Media-Feed auftauchen (Hallo Travis Scott?!), beschloss ich zum ersten Mal in dieser Saison, die Black Coffee noch einmal auszuprobieren ...
Normalerweise ist die melodischere Variante des House, wie Black Coffee sie spielt, nicht so mein Ding.
Trotzdem habe ich Anfang des Jahres beim Zamna-Festival in Tulum einen Blick auf ihn geworfen. Aufgrund dieser Vorspeise fragte ich mich nun, ob es falsch gewesen war, Black Coffee und seine Support-Acts abzuschreiben?
Willkommen im Dschungel
Für alle, die unter einem schallisolierten Felsen leben: Black Coffee ist ein südafrikanischer DJ und Produzent, der einen Erfolg nach dem anderen gefeiert hat.
Man könnte sein Repertoire Afropolitan House nennen, obwohl das Spektrum seines Sounds so breit gefächert ist, dass es alles von Soul über Jazz bis hin zu Klassik umfassen kann. Eines ist sicher, es ist definitiv deeeep. Nennen wir es eine „reiche Mischung“ (!)
Diesmal war ich zwar nicht im mittelamerikanischen Regenwald, aber dennoch in einer anderen Art Dschungel - und das im vom DJ Mag zum besten Club der Welt gewählten Hï Ibiza. Hier ist jeden Samstag seit mittlerweile schon sieben Jahren die Party des berühmten Südafrikaners ansässig.
Mit zahllosen Palmenwedeln hatte das Deko-Team den Main Room des Hi Ibiza in eine dschungelartige Umgebung verwandelt.
Laubprojektionen gepaart mit Beats, die das afrikanische Erbe widerspiegeln, gaben mir das Gefühl, Teil einer alten Stammeszeremonie zu sein. Dies war meine Initiation und mir wurde hier gerade Heilung versprochen, nach einem Rezept, das über Generationen hinweg weitergegeben wurde – metaphysisch gesehen.
Würde ich es als bittere Medizin empfinden? Oder als süßes Tonic?
Gefangen in einem Labyrinth aus fremden Anblicken und Schwingungen befriedigte das Set von Black Coffee mehr meiner Sinne als nur mein Gehör allein. Das machte es mir extrem schwer, den Dschungel des Main Room zu verlassen.
Meine Flucht wurde dadurch erleichtert, dass Damian Lazarus und Dubfire für ein besonderes Aufeinandertreffen in der DJ-Kabine des Club Room standen. Nachdem uns das weggelockt hatte, gingen ich und meine Freunde nach einer Stunde, die wir hypnotisiert von Black Coffee verbracht hatten, nach nebenan und erwischten die beiden genau bei ihrem Auftitt.
Ihre Auswahl war genauso faszinierend wie die von Black Coffee.
Vielleicht weniger langsam, es fühlte sich an, als ob der Klang hier viel schwerer wäre. Ein Beispiel, das ich in der Folgezeit zu Hause gesungen habe, ist „Relax Shiva“ von Red Axes, veröffentlicht auf Damians eigenem Album „Crosstown Rebels“ – was für ein Knaller.
Es herrschte eine großartige Stimmung, was möglicherweise an der Einhaltung von Lazarus‘ strikter Telefonverbotsrichtlinie auf der Tanzfläche lag.
Ich war überrascht, dass (fast) alle dieser Bitte nachkamen. Aus diesem Grund und wegen des unerbittlichen Gefolges von fantastischen Tunes war ich lange abgelenkt, bevor mir klar wurde, dass im Nebenraum nur noch 20 Minuten von Black Coffees Set übrig waren.
Der Mann selbst beendete dann das Ganze im Theater mit diesem schönen Track:
Seine neueste Single „The Rapture Pt.III“ mit &ME rundete das Ganze mit Hochstimmung ab. Hört mal rein und stellt euch die Magie vor, diesen Song in einer so faszinierenden Umgebung zu hören.
Also los geht's, Kids. Es lohnt sich, die Komfortzone zu verlassen und das auszuprobieren, von dem man überzeugt war, dass es einem nicht gefällt. Meine Zeit im Dschungel war voller spannender Ereignisse. Zeit, den Wasserkocher aufzusetzen. Macht mir einen extra starken Kaffee.
Black Coffee spielt auch diesen Samstag wieder, begleitet von der kanadischen Sexbombe Jayda G und der gefühlvollen Südafrikanerin Jullian Gomes. Im Clubraum gesellen sich Bedouin und die in der Schweiz geborene Techno-Queen Carla Durisch zu Damian Lazarus.
Tickets für diese Party und die restlichen Samstagabende bis zum Ende der Saison findet ihr unten.
ZUSÄTZLICHER TEXT | von Stephen Hunt
